Die Lese am Rüsselsheimer Weinberg ist vermutlich Ende September / Im Durchschnitt kommen 200 Flaschen heraus
Goldgelb glänzen die Reben am Rüsselsheimer Weinberg in der heißen Spätsommersonne. Damit sich die Vögel nicht gütlich daran tun, sind in den vergangenen Tagen Netze angebracht worden.
Den Fehler mache man nicht noch einmal, so der stellvertretende Vorsitzende der Winzerfreunde, Herbert Eberts. Der Jahrgang 2021 war bereits aufgrund eines Pilzes stark deziminiert worden. Nachdem der Weinberg für die Lese entblättert worden war, waren darüber hinaus noch die Netze vergessen worden. Das führte dazu, dass sich Vögel über die Reben hermachten: Zehn Flaschen, mehr konnte das Hochheimer Weingut Künstler, das sich um den Ausbau kümmert, nicht mehr herausholen. Gerettet wurde der Jahrgang 2021 mit einer Rüsselsheimer Riesling Edi-tion aus den Weinbergen jenseits des Mains. Eberts geht davon aus, dass die Lese für diesen Jahrgang Ende September stattfindet.
Kassenwart Horst Schneider schaut aktuell zweimal die Woche nach den Reben. Nach dem vielen Regen in den vergangenen Wochen habe er zwar schon Bedenken gehabt, dass es auch dieses Mal nichts werde. So wie es derzeit aus-sehe, werde es – wenn es weiterhin so sonnig bleibe – aber ein guter Jahrgang. Von schädlichen Einflüssen verschont geblieben, seien die Beeren aber noch nicht ganz so weit. Wichtig sei es, den geeigneten Zeitpunkt zur Lese zu finden: Da der Rüsselsheimer Weinberg, der älteste verbürgte Rieslinganbau in der Region, tagsüber unterschiedlich beschattet werde, würden die Reben unterschiedlich reifen. Wichtig sei aber letztendlich, die richtige Balance zwischen Süße und Säure zu bekommen.
An der sonnigen und warmen Bergstraße, weiß der Weinkenner, werde am Wochenende bereits mit der Lese begonnen. Bei befreundeten Winzern hat sich Schneider mittlerweile das erforderliche Wissen angeeignet, um den Rüsselsheimer Weinberg zum bestmöglichen Ergebnis zu führen: Kräuter und Blumen unter den Rebstöcken zeugen vom ökologischen Ausbau. Die Pflanzen, von denen sich auch Insekten angezogen fühlen, werden nach dem Mähen in die Erde eingearbeitet. Insektizide werden nicht eingesetzt.
Wenn es etwas im Weinberg zu tun gebe, würden die Mitglieder, deren Zahl der stellvertretende Vorsitzende Herbert Ebert auf über 130 beziffert, alle gerne mit anpacken. Von daher hofft Eberts auf eine normale Lese. Durchschnittlich gibt der Weinberg rund 200 Flaschen her. Da es noch soviel gab, wurde der Jahrgang 2018 kürzlich für fünf Euro die Flasche an die Mitglieder „ verspendet“. ,,Da hatten wir wirklich reichlich davon“, sagt Eberts. Zu haben seien auch noch ein paar Flaschen aus den nachfolgenden Jahrgängen.
Um die Mitglieder, darunter eine Gruppe „Jungwinzer“, bei der Rebe zu halten, ist im Verlauf des Jahres zu unterschiedlichen Veranstaltungen und Aktionen eingeladen: Neben der Lese, die meist in unter einer Stunde abgeschlossen ist und in eine gemeinsame Vesper mündet, gehört dazu die Etikettierung (26. September) und die große Weinpräsentation am 28. Oktober, zu der dieses Mal ins Select Hotel eingeladen ist.
Quelle: Mainspitze, 05.09.2023 | Von Michael Kapp